Forschungsprojekt "Hybridität als Kategorie für die Sprachwissenschaft"

Projektleitung:

Prof. Dr. Dr. Csaba Földes
Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft
Philosophische Fakultät
Universität Erfurt

Profilskizze:

Belege für sprachliche Mischungsphänomene gibt es schon seit eh und je; aber nicht zuletzt infolge fortschreitender wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Globalisierungstendenzen wie auch zunehmender Mobilität und Migration werden Prozesse sprachlicher Grenzüberschreitungen, Überkreuzungen, Vermischungen und Kombinationen immer spürbarer. Dementsprechend ist im postmodernen Wissenschaftsdiskurs 'Hybridität' als kulturelle Metapher seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem kulturtheoretischen Schlüsselbegriff geworden. Dieser ursprünglich aus der Biologie (den Rassenlehren) des 19. Jahrhunderts stammende Begriff war noch bis vor kurzem negativ konnotiert, hat aber inzwischen schon eine beachtliche Karriere in vielen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen durchlaufen und dabei eine Neusemantisierung in positiver Ausprägung erfahren. Speziell in der Wissenschaftsdisziplin Linguistik fand jedoch diese Begrifflichkeit als Untersuchungsgegenstand samt der in ihm verkörperten Denkrichtung bisher zu wenig Beachtung.

In diesem erkenntnisleitenden Rahmen zielt das Projekt darauf ab, das Phänomenfeld der Hybridität anhand der deutschen Sprache aus linguistischer Sicht zu beleuchten. Es soll einerseits darum gehen, zum Metadiskurs, zur Theoriebildung beizutragen, indem Konzept, Begriff und Inhalt des Begriffs hinterfragt werden. Andererseits wird die Bandbreite von sprachlich-kommunikativen Hybridisierungsmanifestationen sowohl aus Kommunikationskontexten natürlicher interkultureller Mehrsprachigkeit als auch aus Situationen künstlicher, medial inszenierter Mehrsprachigkeit empirisch erschlossen. Dabei sind die ermittelten Hybriditätsrealisierungen vielfältig, sie beziehen sich u.a. auf (a) kulturelle, (b) semiotische, (c) systemlinguistische, (d) kommunikative (z.B. textsortenspezifische) und (e) mediale Aspekte des sprachlichen Handelns. Schließlich strebt das Projekt an, auf dieser Grundlage einzelne Klassen und Typen von Hybridität sowie ihre Funktionen herauszuarbeiten. Dies soll letztendlich zu einer „Grammatik der Hybridität“ hinführen.
 
Assoziiertes Teilprojekt:
 
 "Sprach(varietät)en in deutschsprachigen literarischen Texten – anhand ausgewählter Beispiele", Bearbeiterin: Dr. Bianka Burka
 
Projektunterstützung: Fritz Thyssen Stiftung